Jakobsweg Teil 3
Pamplona - Santiago de Campostella
10. Etappe Sarria - Melíde
Freitag, den 29. Juni 11.00 Uhr los. 63 km, 1320 Hm, reine Fahrzeit 5:12, max. Steigung 25%, max. Höhe nur 670 m, Ankunft 17.00.

Ein schlimmer Tag, der schon so anfing: Frühstück nur ein Apfel. Keine Bar offen alles geschlossen, keine Ahnung warum. Heftige Hügel, ständig auf und ab. Nach 2 Stunden ich war platt, eine eklige Bar, ekliger Wirt, ekliges Bocadillo, trocken mit Cola und Wasser runtergebracht, Genuss sieht anders aus. Regen, es gießt wie aus Eimern, immer mal wieder Sonne, die Wege Sturzbäche, die Straße schlimm. Kalt auch hier nur 11°.
Ein winziger Ort an dem Camino mit dem tollen Namen: Casanova, eine Herberge. Rein, die kühle Dame hinter dem Tresen: Für Biker nichts frei oder ich sollte bis 19.00 warten, wenn dann noch nicht alles von Wanderern belegt ist, dann kann ich ein Bett haben. Die spinnt wohl, obwohl ich gelesen habe, dass das so gehandhabt wird.
Die nächste Stadt ist Melíde. Ein Wanderer der mit mir unter einem Dach die aktuelle Sturzbachschauer absitzt rechnet in seinem Führer die Entfernung zusammen. 10 km kein Problem. Der Wanderweg führt z.T. an der Straße vorbei ich wechsele je nach Lage mal da u. mal da.
Die Peripherie Melíde, eine Halle im Rohbau bietet die Rettung vor dem nächsten himmlischen Sturzbach. An den Seiten fallen Wasserfälle runter. Mein Rad besteht nur noch aus Schlamm, unter einen der Wasserfälle, damit wenigstens von gröbsten Dreck befreit. Fein, dafür allerdings alles nass in der Mitteltasche. Für das wasserabweisende Material waren die Wassermassen wohl zuviel. 
Melíde, erste Herberge, rein. Irgendwie versucht zu Trocknen. Essen mit Susan, Holländerin, Zimmernachbarin, in Galicien typischem Restaurant einem "Pulpeiras". Da werden die Fangarme der Krake gehakt mit spezieller Würzung in der Pfanne gebraten. Eine Spezialität in Galicien und die in Melíde stehen im Ruf die besten zu machen. Der Ruf ist verdient.
Wieder Schnarcher im Zimmer, genau unter mir der Schlimmste. Nachts sicher 10 x mal mit dem Bett gerüttelt u. geschüttelt, irgendwann war Ruhe.

Südländischer Friedhof
in Sarria - irgendwie habe ich einen Faible
für diese Art von Friedhöfen
Lotterieverkäufer - ob so die
Spanische Krise zu meistern ist??
Strahlendes Lächeln einer schönen Frau:
Spanisches Geschenk an
einen Fremden "Peregrino" - Danke
Du fotografierst mich

ich dich - Mennil aus Irland
11. Etappe Melíde - Santiago de Campostela
Samstag, den 30. Juni  Ankunft Santiago 14.30 nur 53 km, aber 1100 Hm, Fahrzeit netto 4:05, Max. Höhe nur 400 m - Hügel ohne Ende, so kommt man auch ohne große Höhe auf eine ansehliche Zahl von Höhenmetern.

10 Uhr los, Pullover noch feucht, Socken nass, Hemd klamm. Wohlgefühl fühlt sich anders an. Frühstück in der Bar gegenüber mit der holländischen Susan.
Irgendwann hatte die Sonne die Oberhand gegen den Dunst gewonnen, allerdings nur 15°. Immer auf und ab, die klammen Klamotten mischen sich mit Schweiß. Die Hügelfahrt ging mir doch jetzt in die Beine, dann schmerzte seit Tagen ein Pickel saumäßig an der linken Pobacke. Pause in Salceda, nette Bar, Wiese, Sonne, alles was ausziehbar war ausgebreitet, Erfolg mäßig.
Die Fahrt hier über den Camino empfinde ich trotz alledem als traumhaft. Kleine Weiler, Viehtrieb, Kuhschiete über die man ausrutschen könnte, trotz müder Beine einfach ein Genuss. Gut markiert, das GPS noch als kleine weitere Orientierung einfach toll so durch die Landschaft zu fahren. Nicht zu vergessen die großen Eukalyptusbäume rechts und links am Camino verbreiten einen wunderbaren intensiven Duft. Immer wieder muss ich rufen "Paradies" - und so fühle ich mich auch.

Noch 25 km bis Santiago. Weiter Hügel rauf und runter. Anfang Santiago rechts ein Hotel "San Jacobus". Das ist meins. Auf Albergo Municipal hatte ich keinen Bock mehr. 35 € okay und in dem Bad gab es eine kleine Wanne, fast eine Stunde in dem warmen Wasser gesuhlt. Eingedöst, sie war erfreulicherweise zu klein, ertrinken unmöglich.

Dann war ich wieder fit und hatte Lust auf Gehen, Füße bewegen. Auf in die Stadt, Touristenrummel um die Kathedrale auf den Plätzen. Meinen neuen Pilgerfreund, den ich Rabanal kennen gelernt hatte, getroffen, alles ein wenig angeschaut, im Pilgerbüro die Urkunde geholt.


Hinweise allerorten - den Weg zu
verfehlen - nahezu unmöglich
Verhungern/Verdursten muss auch keiner am "Camino"
...weiter zur letzten Etappe,
Santiago und Rückfahrt...